2014

Dornröschen

Ballett von Anna Vita

Musik: Peter I. Tschaikowski
Premiere: 31. Mai 2014, Großes Haus Mainfranken Theater Würzburg
Musikalische Leitung: Enrico Calesso
Bühne: Stefan Morgenstern
Kostüme: Kristopher Kempf
Licht: Klaus Gärditz
Dramaturgie: Christoph Blitt
Dauer: 2 ¼ Stunden

Die junge Aurora feiert im Kreise ihrer Freundinnen und Freunde ihren Geburtstag. Unter den Gästen ist auch ihr Nachbar Carabosse, der Aurora für sich gewinnen möchte. Diese hat jedoch nur Augen für ihren Freund Désiré. Aurora wird reich beschenkt. So überreicht ihr eine der Freundinnen einen blauen Kanarienvogel. Im Trubel des Festes gelingt es Carabosse, Aurora in sein Haus zu entführen.


Auf dem Fest vermissen alle das Geburtstagskind. Désiré ist beunruhigt. So begibt man sich auf die Suche nach der Verschwundenen. Carabosse sperrt Aurora in einen engen Raum, von dem aus sie sehen kann, wie man nach ihr sucht. Die Freunde können sie nicht entdecken. Carabosse triumphiert und bedrängt Aurora mit seinen Zärtlichkeiten, die sie nicht erwidert. Die Freunde ahnen, dass Aurora ganz in der Nähe sein muss und setzten die Suche lange Zeit erfolglos fort.


Jahre sind vergangen. Als es dem blauen Vogel gelungen ist, in die Freiheit zu entkommen, lässt Carabosse zur Sicherheit eine dichte Rosenhecke über Auroras Gefängnis wachsen. Als Désiré die Rosenhecke entdeckt, begreift er, dass es der Nachbar gewesen sein muss, der Aurora entführte. Nach langer Suche findet er Aurora in ihrem Gefängnis. Sein Kuss und seine Liebe geben der Geschwächten neue Kraft. Überglücklich begrüßen auch die Freunde Aurora. Carabosse kann entkommen.


Ein junges Mädchen zeigt sich fasziniert von den Rosen des Carabosse. Er lockt es in sein Haus: Ein neues Opfer ist gefunden.


Die Würzburger Aufführung lässt sich u.a. von John Fowles Roman „Der Sammler“ inspirieren und folgt konsequent der von den Gebrüdern Grimm und Perrault gelegten, tiefenpsychologischen Spur des Unbewussten. Das Böse siegt nicht, bleibt aber eine andauernde Herausforderung an die Humanität.

Das Premierenpublikum sah großartige tänzerische Leistungen und applaudierte lange. Begeisterungsstürme für Dornröschen, Prinz und Carabosse; großer Dank an Vita. Sonderapplaus für die mitwirkenden Kinder der Ballettschule Ratiu und Nölke.

Main-Post, 02. Juni 2014

Ballettchefin Anna Vita wagt es in ihrem Handlungsballett, Tschaikowskis subtile Botschaften hinter der märchenhaften Oberfläche aufzugreifen und erschreckend aktuell umzusetzen, ohne das Märchen substantiell auszuhöhlen. Wer sich ganz auf den Hörgenuss von Tschaikowskis vielleicht schönstem Werk konzentriert, kann sich daran erfreuen, wie passend die Musik Seelen- und Gemütszustände wie Freude, Schmerz, Erlösung, Kampf, Sieg oder Niederlage hörbar macht und wie ausgereift sich diese auf der Bühne tänzerisch ausgereift ausdrücken lassen. Der berühmte Tanz des blauen Vogels, der Auftritt der "Katzen", das Rosen-Adagio und der "Grand Pas de deux" im Schlussakt sind weitere Attraktionen eines gelungenen, mit vielen Bravorufen kommentierten Ballettabends.

Fränkische Nachrichten, 02. Juni 2014

Vita entschlüsselt in ihrem Entführungskrimi die Märchenmetapher und erzählt die Geschichte eines zur Frau werdenden Mädchens, dem Jugend und Schönheit zum Verhängnis werden. Choreographisch gelingt Anna Vita eine wunderbare Kombination aus klassischem Ballett und vielen modernen Elementen. Vitas besondere Leistung an diesem Abend: Trotz des überaus schweren Stoffes gelingt es ihr und ihrer Kompanie, die Bühnenästhetik durchweg zu wahren – unter anderem auch durch eine Fülle liebenswerter Details. Fazit: Mit Anna Vitas Dornröschen-Variante präsentiert das Mainfranken Theater einen sehenswerten Ballettabend voller ästhetischer Bilder und einen dramatischen, bis zur letzten Minute fesselnden Krimi.

Main Echo, 02. Juni 2014

Leichtigkeit des Seins. Das gesamte Ensemble fasziniert mit neoklassischen Tanzelementen, mit kraftvollen, erstaunlichen oft auch weichen Momenten voller Leichtigkeit und technischem Können.

Leporello, Juni 2014

Empfehlungen. Was sich auf den ersten Blick wie ein buntes Märchenspektakel ausnimmt, offenbart sich bei näherem Hinsehen und Hinhören als ein Blick auf die Verstörungen und Gefährdungen, die für ein Mädchen wie Dornröschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden lauern. Und so kreierte Anna Vita ihre eigene Version von Dornröschen.

Gesellschaft Freunde der Künste, 7. Juli 2014