Neufassung „Der Tod und das Mädchen“
Ballett von Anna Vita
Musik: Franz Schubert Premiere: 11.05.2012 Oper Halle Bühne und Kostüme: Verena Hemmerlein Licht: Matthias Hönig Dauer: 40 min
Zur Musik von Franz Schuberts Streichquartett nach einem Gedicht von Matthias Claudius wird von einem Mädchen erzählt, dessen Eltern die jugendliche Energie der Tochter mit Strenge zügeln und ihre Freiheiten einschränken wollen. Gerade dadurch aber wächst zugleich auch die Sehnsucht des Mädchens nach Aufbegehren, Ausbruch und Befreiung.
Bedingt durch die Lebenssituation des Mädchens scheint eine Flucht nur durch den Tod möglich. Zunächst begegnet der Tod dem Mädchen als Traumgestalt, dann erscheint er als rätselhafter Fremder, der das Mädchen mehr und mehr fasziniert. Es entspinnt sich ein dramatischer Kampf zwischen den gut gemeinten Vernunftgründen der Eltern, der Verführung durch die Traumgestalt und den widerstreitenden Gefühlen und Wünschen des jungen Mädchens.
Was die Bühne des Opernhauses in Halle füllt… ist Romantik im eigentlichen Sinne: Die erzählte Geschichte ist geheimnisvoll doppelbödig, spielt mit der Durchlässigkeit der Welt auf eine Sphäre hinter dem, was als Realität wahrgenommen wird. Das Naheliegende, Greifbare wird immer wieder verstörend in Frage gestellt. Vitas Verdienst ist es, eine Geschichte sich verdichtender Ahnungen, sich allmählich konkretisierender Phantome zu erzählen...
Vitas Choreografie jedenfalls beeindruckt mit einer reichen figurativen Imagination. Sie mag keinen akrobatischen Selbstzweck, hält das Element virtuoser Körperlichkeit in Zucht. Aber sie fordert innere Spannung in Bewegungen, Gängen und Figuren.
Der Neue Merker, 08+09.2012